Naturschutzfachliche Entwicklung der Jägersburger Heide
Die Jägersburger Heide westlich angrenzend an die Bahntrasse Hamburg-Westerland ist ca. 38 ha groß. Sie umfasst auf den offenen Teilbereichen am ehemaligen Brandschutzstreifen Reste überalterter, vergraster und verbuschter Trockener Sandheiden. Im Übrigen bildet ein naturferner Nadelforst den Bestand. Darin dominieren abschnittsweise Fichten bzw. Kiefern das Erscheinungsbild. In den letzten Jahrzehnten verjüngte sich v.a. die invasive, nicht heimische Späte Traubenkirsche großflächig im Unterwuchs der hohen Nadelhölzer und verdrängt dort den Aufwuchs heimischer Gehölze. Zudem bedroht sie die angrenzenden offenen Heidebiotope.
Noch bis ins 19. Jahrhundert hinein bestimmten Heideflächen weite Bereiche der Geestlandschaft Dithmarschens. Erst mit der agrarindustriellen Revolution wandelte sich die Heide in Acker- und Grünland oder wurde auch mit schnell wachsenden, hier nicht heimischen Gehölzen aufgeforstet. Diese mageren Heidelebensräume dienten jedoch Jahrhunderte lang angepassten Pflanzen und Tieren als Lebensraum. Dieser Lebensraum ist so selten geworden, dass er europarechtlich geschützt und durch ein Landschaftsschutzgebiet nationalrechtlich gesichert worden ist.
Ziel des Projektes „Heideentwicklung in Dithmarschen“ ist die naturschutzfachliche Aufwertung der Jägersburger Heide, im Einzelnen:
- Förderung der Heideentwicklung im Offenland, am ehemaligen Brandschutzstreifen (durch Zurückdrängung der Verbuschung - v.a. Spätblühende Traubenkirsche - und Vergrasung sowie Schaffung von Offenboden und ggf. weitere Unterstützung der Wiederausbreitung typischer Heidearten durch Mahd-/Mulchgutauftrag. Dabei berücksichtigen wir auch folgende Belange:
o Durchführung von Bodenarbeiten (Abschieben der Auflageschicht) im Herbst zur Schonung von Reptilien und mit erfahrener Baubegleitung
o Erhalt vorhandener Altheiden zur Förderung der Strukturvielfalt, verschiedener Heide-Altersstadien und als Trittsteine für die Ausbreitung typischer Heidearten
o Erhalt von Rückzugsbereichen für Reptilien (Waldeidechsen)
- Zurückdrängung der großflächigen Bestände der Spätblühenden Traubenkirsche im Forst
o Entnahme des gesamten Aufwuchses inkl. Wurzelmasse
o Rotbuchenpflanzung zur Verhinderung der Wiederausbreitung
- Umbau des Nadelforstes zu einem Laubwald mit heimischen Gehölzen; hier v.a. Pflanzung von Rotbuche, vereinzelt Stiel-Eiche und weitere Arten. Die Buche ist nach überregional gängiger Praxis als einzige heimische Laubbaumart in der Lage, die Späte Traubenkirsche mittel- bis langfristig auf natürliche Weise zurückzudrängen. Für den Waldumbau ist geplant, im Rahmen der Umsetzung möglichst viele weitere Naturschutzbelange mit einfließen zu lassen, bspw.:
o Umsetzungszeit außerhalb der Brutzeit
o Umsetzung abschnittsweise (Blockweise, zuerst nur im Waldinnenbereich), dadurch Verbleib ungestörter Bereiche
o Förderung der Strukturvielfalt (sofern möglich)
o Belassen heimischer Laubgehölze im Zuge der Durchforstung
o Belassen von stehendem und liegendem Totholz
o Schaffung einzelner lichterer Bereiche
o Erhalt von Horst- und Höhlenbäumen
o Erhalt von Ameisenhaufen
o Förderung des Artenspektrums durch Pflanzung weiterer Gehölzarten
o ggf. Förderung von Fledermausquartieren
Im Jahr 2015 wurde das Gesamtgebiet dauerhaft über Mittel des Fonds „Mehr Natur für Dithmarschen“ für den Naturschutz gesichert. Die Fläche ging in das Eigentum der Gemeinde Elpersbüttel über. Im Jahr 2016 wurde ein Gesamtkonzept zur Entwicklung der Jägersburger Heide erarbeitet und mit den Beteiligten abgestimmt. Seit 2017 wurden Entwicklungsmaßnahmen umgesetzt, fachlich unterstützt durch eine Baubegleitung. Zuvor erfolgte jeweils die Information der Gemeinde über das Projekt und die anstehenden Arbeiten.
Die Umsetzung der Arbeiten erfolgte beginnend auf dem ehemaligen Brandschutzstreifen mit der Zurückdrängung der Traubenkirsche, um die Bedrohung der Gehölzeinwanderung in die östlich angrenzende Heidefläche zu reduzieren. Auf Wunsch der Gemeinde Elpersbüttel wurde zeitgleich im Süden des Projektgebietes mit dem Waldumbau begonnen. Im nächsten Schritt wurde 2018 am Brandschutzstreifen in großen Teilen die Auflageschicht abgezogen, um den Anteil an Gehölzsamen, Moos- und Streuauflage sowie Nährstoffen zu reduzieren. Zudem wurde Heidemähgut aufgetragen, um die z.T. sehr lang andauernde Wiederbesiedlung (bis 10 Jahre) zu fördern. Zeitgleich wurde im angrenzenden Forst die Späte Traubenkirsche entnommen, um eine Einwanderung in die frisch hergestellten Offenflächen zu verhindern. Der Waldumbau erfolgte im Winter 2018/19.
Für das Projektjahr 2019/20 ist geplant, die nördlichsten Abschnitte des Forstes zu entwickeln. Im Zuge der hierzu notwendigen Durchforstung soll verstärkt stehendes und liegendes Totholz der v.a. Kiefern hergestellt bzw. belassen werden. Ein Belassen von Fichtentotholz war in den südlichen Bereichen in den Vorjahren aufgrund eines möglichen Borkenkäferbefalles nicht möglich. Es wurde geplant, neben den Buchen und Eichen vereinzelt weitere Gehölze in lichteren Bereichen zu pflanzen (bspw. Eberesche und Birke), um eine größere Artenvielfalt zu fördern. Parallel zu den Arbeiten im Forst wird auf den offenen Flächen des Brandschutzstreifens samenreiches Heide-Mulchgut aufgetragen, um die Heideentwicklung auf den geschaffenen Rohbodenstandorten zu beschleunigen. Zudem werden die Späten Traubenkirschen vom vorhandnen Knick nördlich der angrenzend an den Parkplatz und die Pipeline entfernt.
Im Rahmen der regelmäßigen Öffentlichkeitsarbeit ist geplant, die Gemeinde auch in diesem Jahr wieder im Rahmen einer öffentlichen Gemeindevertretersitzung über das Projekt und die anstehenden Maßnahmen zu informieren. Die Ankündigung erfolgt hierbei wie immer durch die Gemeinde. Zur weiteren Förderung der Akzeptanz für das Naturschutzprojekt und die Maßnahmenumsetzung wird derzeit ein Informationsschild inhaltlich erarbeitet, das nach Fertigstellung am Waldparkplatz aufgestellt werden soll. Weiterhin bieten wir Interessierten die Möglichkeit zur Information über das Projekt, bei Bedarf gern auch im Rahmen einer Exkursion in die Jägersburger Heide, nach Abstimmung mit dem Flächeneigentümer.
Ansprechpartner:
René Seifert
Telefon: 0481-680816
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